Forschungsprojekt zu Mundgesundheit in einer Pflegeeinrichtung
Mundgesundheit in Pflegeeinrichtung Ein Versorgungsforschungsprojekt zur Interprofessionelle Zusammenarbeit in der zahnmedizinischen Versorgung alter und pflegebedürftiger Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen.
Innerhalb der Versorgungsforschung wird die Notwendigkeit von berufsgruppenübergreifender Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe insbesondere im Kontext des demografischen Wandels und einer immer stärker auftauchenden Multimorbidität der alten und älteren Menschen als zielführend erachtet, um eine adäquate Versorgung zu gewährleisten. Aufgrund völlig unterschiedlicher Sozialisationen einzelner Gesundheitsberufe ist eine Zusammenarbeit jedoch nicht selbstverständlich, sondern bedarf unterstützende Mittel und Maßnahmen, damit sie sich erfolgreich in der Versorgung der pflegenden Personen niederschlägt. Ziel der Studie soll sein, mittels eines nachhaltigen Schulungskonzeptes und der Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit zwischen Dentalhygienikerin, Zahnärzte und Pflegefachkräfte bestehende Versorgungsdefizite in der zahnmedizinischen Versorgung alter und pflegebedürftiger Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen zu minimieren.
Zu diesem Zweck soll in einer ersten Studienphase ein Schulungskonzept inkl. seiner crossmedialen Schulungsmaterialien im Rahmen einer Pilotphase in einer Pflegeeinrichtung implementiert und getestet werden. Diese erste Studienphase umfasst etwa ein Jahr. In dieser Phase wird dann einerseits die (subjektiv empfundene) Mundgesundheit der Pflegebedürftigen erhoben und der Schulungserfolg bei den Pflegenden evaluiert. Andererseits werden mögliche Effekte aus deutlich zugenommener und wahrnehmbarere interprofessioneller Kooperation nachvollzogen und gemessen. Hierzu sind sowohl quantitative als auch qualitative Befragungen vorgesehen.
Die sich in diesem Kontext ergebende Forschungsfrage lautet:
Welchen Beitrag zur Minimierung von Versorgungsdefiziten kann eine Qualifizierung von Pflegekräften durch Dentalhygienikerinnen leisten?
a) Lässt sich ein (zusätzlicher) Lernerfolg durch die Intensivierung der interprofessionellen Zusammenarbeit von Dentalhygienikerinnen und Pflegefachkräften in der alltäglichen Mundhygiene abbilden?
b) Wird eine Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung in Pflegeheimen durch eine interprofessionelle Schulung erzielt?
In Abhängigkeit vom Ergebnis der Evaluation der ersten Studienphase wird das Schulungskonzept bei Bedarf modifiziert und auf die im Rahmen der Evaluation identifizierten Bedürfnisse der Pflegenden und Pflegebedürftigen angepasst. Der zu erwartende Mehrwert des Schulungskonzepts soll sich in einer zweiten Phase zeigen, in der das evaluierte Schulungskonzept auf weitere Pflegeeinrichtungen übertragen wird.
Mundgesundheit ist ein hochrelevantes Thema in Pflegeeinrichtungen. Die durch mangelnde Mundgesundheit entstehende Mehrarbeit erschwert den Alltag in Pflegeeinrichtungen massiv. Dies hat auch im politischen Kontext Eingang gefunden. Folglich wurden über die vergangenen drei Reformen im SGB V und SGB XI (§§ 119b Abs. 1, 87 Abs. 2j SGB V, Nr. 171 a und b, 172 a-d der BEMA), gesetzliche Möglichkeiten geschaffen, die Pflegeeinrichtungen helfen sollen, eine Verbesserung der Mundgesundheit zu erreichen.
Neben dem gestiegenen öffentlichen Bewusstsein für die Notwendigkeit der regelmäßigen Begleitung dieser Patientengruppen ist laut Pflegestatistik bekannt, dass es derzeit 2,6 Mio. Pflegebedürftige gibt, wovon knapp 30 Prozent (764.000) in Pflegeinrichtungen versorgt bzw. untergebracht sind. Der Sachverständigenrat hat bereits im Jahr 2009 darauf verwiesen, dass bei Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen eine potentielle Versorgungslücke besteht. Rothgang et al. haben im Jahr 2014 empirisch belegen können, dass es eine deutlich geringere Inanspruchnahme der zahnmedizinischen Versorgungsleistungen durch Pflegebedürftige im Vergleich zu Nicht-Pflegebedürftigen gibt und damit tatsächlich eine Versorgungslücke existiert. Dabei konnten Rothgang et al. deutlich machen, dass insbesondere Pflegebedürftige in stationären Pflegeeinrichtungen durchgängig die geringsten Versorgungsquoten und damit die größten Versorgungsdefizite aufweisen.
Durch interprofessionelle Weiterbildung soll die Mundgesundheit in Pflegeeinrichtungen weiterentwickelt und optimiert werden. Dieser edukative Ansatz nimmt damit Einfluss auf die Mundhygiene von pflegebedürftigen alten Menschen. Dies geschieht u.a. auf Basis einer der letzten Gutachten des Sachverständigenrates im Gesundheitswesen (2009), der darin ausführt, dass die Mundgesundheitsversorgung älterer pflegebedürftiger Menschen allein deshalb suboptimal ist, da beim Pflegepersonal hinsichtlich der Mundhygiene eine Wissensdefizit vorliegt. Eine der Vorüberlegungen zur Studie ist somit, dass durch die interprofessionelle Zusammenarbeit von zahnärztlichem und pflegerischem Personal die Mundhygiene des betrachteten Personenkreises besser unterstützt wird. In Begleitung von verantwortlichen Zahnärztinnen und Zahnärzten wird das Pflegepersonal durch Dentalhygienikerinnen in der Optimierung der Mundhygiene der Pflegebedürftigen geschult. Dies geschieht durch ein dreistufiges Schulungskonzept, in dem das Pflegepersonal geschult wird, am Patienten begleitet wird und über ein E-Learning Ansatz die Inhalte eigenständig wiederholt.